Arrived in Auckland

Als ich hier in Auckland ankam, wurde ich am Flughafen abgeholt. Allerdings nicht von meiner Gastmutter, sondern von einer guten Freundin von ihr. Meine Gastmutter selber hatte keine Zeit gehabt und wie ich erfuhr, würde sie auch erst einen Tag nach meiner Ankunft, also dem Montag nach Hause kommen. Ihre Freundin blieb also über Nacht bei mir, ihren Mann lernte ich auch gleich noch kennen. Ich hatte mich auch recht bald an die Art gewöhnt, wie die Freundin meiner Gastmutter spricht und war bald in der Lage sie zu verstehen. Und sie meinte, ich würde auch gut antworten, weshalb sie mich erstmal zur Deutschen with a very good english machte. Ist vielleicht ein bisschen übertrieben, denn als dann am nächsten Tag meine Gastmutter nach Hause kam, habe ich kaum ihre Begrüßung verstanden. Sie spricht halt anders als ihre Freundin. Ist ja auch total normal, aber da muss man sich erstmal dran gewöhnen. Mittlerweile verstehe ich sie auch recht gut. Auch wenn sie immer glaubt, ich hätte sie nicht verstanden. Nein, ich sage nicht einfach ja, um möglichst schnell wieder gehen zu können, ich sage ja, wenn ich sie verstanden habe. Am Montagabend habe ich dann auch endlich ihre Kinder kennen gelernt. Es sind drei, zwei Jungen und ein Mädchen. Und wenn ich mich auch erst noch ein bisschen wie ein Fremdkörper in dieser Familie gefühlt habe, dann hat sich das durch die Kinder doch recht schnell geändert. Meine kleine Gastschwester hat mich gestern vor dem Abendessen erstmal in ihr Zimmer geschleppt um mit mir zu spielen. Sie ist die jüngste von meinen drei Gastgeschwistern, sie ist sechs Jahre alt. Sie wedelte mit einem Buch vor meiner Nase herum und wollte wissen, ob ich es ihr auf Deutsch vorlesen könne. Dafür kann ich nur leider noch nicht genug Englisch, sonst hätte ich das gerne gemacht. Vielleicht in ein paar Wochen. Auf jeden Fall hat sie es mir dann auf Englisch vorgelesen und danach hat sie gespielt, ich hätte eine Bank ausgeraubt und ein Auto gestohlen, weshalb ich nun ins Gefängnis müsse. Ich habe nur erst gar nicht verstanden, was sie zu mir gesagt hat, ich kannte das Wort für Gefängnis nicht. Woher auch, in der Schule braucht man solche Begriffe eher selten. Das klingt jetzt allerdings, als wäre von Anfang an alles ganz toll gewesen. Am Sonntagabend war ich allerdings schrecklich unglücklich gewesen. Ich hatte das Gefühl, ich solle die nächsten fünf Monate in einer Abstellkammer wohnen. Kein Tisch, drei Stühle, eine Leiter, eine Weihnachtslichterkette und irgendwelche Kartons in meinem Zimmer. Da habe ich mich echt wohl gefühlt. Nicht. Ich wollte sofort wieder hier weg, aber jetzt bin ich echt gerne hier. Ich habe einen Tisch, die Leiter ist weg, die Weihnachtsbeleuchtung war hier, weil meine Gastschwester gedacht hatte, ich würde sie vielleicht mögen und mein Zimmer vorher ihres war und die Kartons sind auch nicht mehr da. Jetzt ist mein Zimmer ein Zimmer. Und sogar ein sehr schönes. Ein großes Zimmer. Als meine Gastmutter kam, hat sie diese ganzen Sachen erstmal rausgeholt, die sollten wohl gar nicht hier sein. Spielzeug lag auch noch in meinem Schrank. Und ich dachte wirklich, das sollte so sein. Ich bin froh, dass ich mich getäuscht habe.

Wir sind insgesamt auch nicht bloß 5 Personen. Nicht nur meine Gastmutter, meine Gastgeschwister und ich. Wir sind zu sechst. Hier wohnt auch noch eine junge Frau, ich weiß nicht genau, wie alt sie ist, aus Uruguay. Sie ist hier um meiner Gastmutter im Haushalt zu helfen und hat dafür ein Bett hier und bekommt zu essen. Seit zwei oder drei Wochen ist sie hier, also auch noch gar nicht so lange. Sie scheint nett zu sein, aber wenn sie versucht, mit mir zu reden, verstehe ich sie nicht. Gar nicht. Aber ich glaube, das kommt auch mit der Zeit.

Wir haben Winter hier und es ist echt kalt. Im Haus kommt es mir teilweise kälter vor, als auf der Straße. Heizungen? Gibt es eigentlich nicht. Das einzige, was man hier hat, sind so kleine süße Heizer, die gar nichts bewirken, wenn man sie nur ab und an mal anschaltet, die man aber auch nicht durchgehend anlassen kann, weil das zu teuer wäre. Also friert man. Die erste Nacht hier war ganz besonders schlimm. Die zweite war dann okay, da meine Gastmutter mir erklärt hatte, wie man die Heizdecke benutzt. Ich glaube, ich liebe Heizdecken. Die sind so schön warm und wenn man dann auch noch zwei Decken hat, kann man abends doch ganz beruhig einschlafen, ohne Angst haben zu müssen, dass man während der Nacht erfriert. Und dennoch ist es irgendwie ein bisschen fies, wenn man dann hier sitzt und erzählt bekommt, wie schön warm es doch in Deutschland ist. Aber gut, das ist eine Tatsache und dafür habe ich hier einiges, was ich zu Hause nicht hätte, da kann ich mit ein bisschen Kälte schon leben. Und eigentlich mag ich den Winter ja auch sowieso lieber als den Sommer. Singapur war mir entschieden zu warm.

Ich habe in den drei Tagen, die ich jetzt hier bin mehr Menschen kennen gelernt, als in Deutschland im letzten halben Jahr. So fühlt es sich zumindest an, wobei ich weiß, dass das nicht sein kann. Es ist allerdings zu vermuten, dass sich das am Freitag, am meinem ersten Schultag, ändern wird.

Echt doof ist übrigens die Anwesenheit einer Spinne in meinem Zimmer. Erst war sie ja nur im Bad, da konnte ich sie noch halbwegs ertragen, wenn ich sie auch nicht mochte. Aber dann ist sie einfach ohne meine Erlaubnis aus meinem Bad in mein Zimmer gekrochen und hat sich dort neben meinen Sachen niedergelassen. Wer mich kennt weiß, was ich von Spinnen halte und ich muss sagen, ich bin echt froh, dass ich nicht angefangen habe zu schreien, als ich sie heute Morgen in meinem Zimmer entdeckt habe. Ich habe es dann irgendwie geschafft, sie hinter meinen Vorhang zu befördern und hoffe nun, dass sie möglichst lange dort bleiben wird.

Was hier übrigens auch total seltsam ist, ist, dass man nie so ganz genau weiß, was man isst. Und dann fragt man nach, kann mit der Antwort aber auch nichts anfangen und weiß genauso viel wie vorher. Doof. Aber wenigstens schmeckt es. In Deutschland käme ich ja niemals auf die Idee, irgendwas zu essen, von dem ich nicht weiß, was es ist. Und ich esse hier mehr, ist mir aufgefallen. Immer noch weniger als der Rest der Familie, aber ich esse mehr, als in Deutschland, ganz ohne Zweifel.

Meine Gastmutter hat es gestern tatsächlich geschafft mich dazu zu bewegen, ins Dorf zu gehen. Ich gehe ja schon zu Hause nicht vor die Tür und da kenne ich die Wege. Aber es war eigentlich schon ganz schön. Abgesehen davon natürlich, dass ich einmal die Straße überquert habe und versehentlich in die falsche Richtung geschaut habe. Ich weiß, dass hier Linksverkehr ist und daran habe ich mich auch recht schnell gewöhnt und das hatten wir in Singapur ja auch schon. Wenn ich im Auto sitze, ist das eigentlich schon total normal geworden für mich. Aber ich vergesse immer, dass dann beim über die Straße gehen, die Autos auch von der anderen Seite kommen.

Ich hatte, als ich das Haus verlassen habe, geschaut, wie ich wieder rein käme, wenn ich zurück wäre. Einen Schlüssel hatte ich noch nicht. Den habe ich erst heute morgen bekommen. Ich habe gestern nach einer Klingel gesucht, erfolglos. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee kam, dass es sowas hier geben könnte. Also war ich noch einmal nach oben gegangen und habe meine Gastmutter gefragt, wie ich denn wieder rein komme, wenn ich zurück bin, da bekam ich gesagt, ich solle doch einfach die Tür auf lassen. Ähm ja, hier lässt man einfach die Tür auf. Man schließt nicht ab und theoretisch kann jeder einfach rein kommen. Seltsam, wenn man aus Deutschland kommt, wo immer so großer Wert darauf gelegt wird, dass bloß alles zu ist. Es könnte ja jemand einbrechen. Würde bei uns wahrscheinlich auch so kommen, aber hier? Eher nicht. Die Menschen hier sind ganz anders. Viel freundlicher und freundschaftlicher. Das ist eine ganz andere Atmosphäre, man fühlt sich mehr oder weniger automatisch wohl. Wenn ich in Deutschland irgendwo rein gekommen bin und aufgefordert wurde, mich doch zu setzen, fand ich das immer komisch, das hat oftmals so halbherzig gewirkt, so ganz nach dem Motto: du darfst dich gerne setzen, aber nur weil ich höflich sein will und fass ja nichts an. Es war schon erstaunlich, wenn ich mich mal ganz auf einen Stuhl gesetzt habe, der weder meiner noch der Stuhl von irgendwem aus meiner Familie war, normal setzte ich mich dann immer nur auf die Kante und bin froh, wenn ich wieder aufstehen darf. Gut außer natürlich in der Schule, da darf ich nicht nur auf den Stühlen sitzen, da muss ich sogar, selbst wenn ich nicht will ;) Hier habe ich mich aber relativ schnell wohl gefühlt, weil es so ist, dass dir die Menschen das Gefühl vermitteln, du willkommen. Meine Gastmutter hat mich mit einer Umarmung willkommen geheißen und die junge Frau aus Uruguay ebenso. Und ich hatte erst so Angst, ich würde mich hier fremd fühlen, aber ich bin jetzt schon irgendwie Teil der Familie. Es fühlt sich nicht mehr komisch an, auf den Stühlen zu sitzen, auf dem Sofa oder nicht einmal in dem Bett zu schlafen, das in meinem Zimmer steht.

Und es gibt noch zwei Dinge hier, die ich mega cool finde. Zum einen habe ich von meiner Gastmutter deutsches Brot bekommen. Das ist ihr Lieblingsbrot, wie sie sagte. Ihre Gastschülerin vor mir war auch aus Deutschland, sie hatte ihr wohl deutsches Brot als Gastgeschenk mit gebracht. Und dann bin ich gestern nach Hause gekommen und die junge Frau aus Uruguay hat versucht ein paar Worte deutsch mit mir zu reden. Das hat mich so überrascht, dass ich erstmal gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich habe mich aber vor allem gefragt, was sie mir sagen wollte. Ich hatte „Dankeschön“ verstanden, aber das konnte doch nicht sein, oder? Doch konnte es, ich hatte mich nicht geirrt. Meine Gastmutter sagte plötzlich „Auf Wiedersehen“ zu mir und dann kam der Vater meiner drei Gastgeschwister, der fragte, ob ich aus Frankreich sei. Nein, aus Deutschland und dann hat er sich mir auf Deutsch vorstellte, wie er heiße und dass er der Vater der drei Kinder sei. Das hat mich echt fasziniert.

 

Das ist jetzt wahninnig viel geworden, tut mir echt leid, aber das hängt auch damit zusammen, dass ich bis Montagabend kein Internet hatte. Ich hoffe, ab jetzt kann ich regelmäßiger schreiben und dafür dann nicht ganz so viel.

Dieses Foto habe ich gestern gemacht, als ich aus dem Dorf zurück nach Hause gegangen bin. Ich liebe das Örtchen, in dem ich wohne, hier ist alles so schön grün.

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