Schon mehr als drei Wochen

Ja, es sind wirklich schon mehr als drei Wochen, die ich hier bin und ich habe nicht mehr hier geschrieben seit kurz nach meine Ankunft. Ich schäme mich, ich habe euch ganz schrecklich vernachlässigt, aber ich verspreche, das wird sich ändern. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass ich mein Versprechen auch halte, aber ich glaube, dass ich euch gerade schreibe, ist da schon mal ein guter Anfang.

Was soll ich sagen, es gäbe so viel zu erzählen, es ist so viel passiert in den letzten Wochen. Aber ich kann euch das nicht alles jetzt erzählen. Das wäre viel zu viel zu schreiben und auch viel auch viel zu viel zu lesen. Wer hätte schon Lust, sich einen Blogartikel durchzulesen, den man beinahe zu einem Buch binden könnte? Also mit würde die Lust da wohl schnell vergehen. Deshalb habe ich mir überlegt, dass ich euch nach und nach von der vergangenen Zeit erzähle. Dann ist es auch übersichtlich. Und nein, keine Sorge, mir nach und nach meine ich nicht erst in drei Monaten oder noch schlimmer, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, sondern jetzt innerhalb der nächsten ein oder zwei Wochen.

Heute mal etwas ganz allgemeines, das absolut unabhängig von irgendeinem Ereignis ist. Ich bin zwar schon so lange hier, aber manchmal weiß ich noch immer nicht, was ich davon eigentlich halten soll. Es gibt Tage, an denen freue ich mich hier zu sein und es fühlt sich an, als sei es das normalste der Welt. Aber es gibt auch Tage, da fühle ich mich ein bisschen wie die vertrockneten Blumen, die bis vor einer Weile noch in meinem Zimmer standen, die ich kurz nach meiner Ankunft hier bekommen habe, um es mir ein bisschen gemütlicher zu machen. Es gibt Tage, da fühle ich mich hier total falsch, so als würde ich hier nicht hingehören. Hier ist alles so verwirrend anders. Und nein, da gewöhnt man sich nicht innerhalb von ein paar Wochen dran. Drei Wochen, das hört sich so lang an, aber ich kann euch versichern, drei Wochen sind eigentlich eine verdammt kurze Zeit. Aber hier erwartet jeder von mir, dass ich mich schon perfekt eingelebt habe und das macht es kompliziert. Ich dachte ursprünglich, es würde einfacher, wenn ich eine ein oder zwei Wochen hier bin, aber jetzt habe ich festgestellt, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Es wird nicht einfacher, denn es steigen auch von Tag zu Tag die Erwartungen, die man an mich hat. Das sind zum Teil auch Erwartungen, die ich einfach noch nicht erfüllen kann, die mich noch total überfordern. Nein, ich kenne mich noch nicht perfekt in diesem Haus aus und weiß wo alles ist. Und nein, ich kann auch nicht mit meiner Gastfamilie plaudern, weniger wegen der Sprache, viel mehr habe ich das Problem, ich wüsste nicht einmal auf Deutsch, was ich ihnen erzählen sollte. Und nein, ich kann es mir auch nicht von heute auf morgen abgewöhnen, Leute, die mit mir in einem Raum sind anzuschauen, ich dachte immer, das wäre nicht verboten, aber meine Gastmutter unterstellt mir dann immer, ich wolle etwas von ihr, hätte irgendeine Frage. Aber bitte, wenn ich am Tisch sitze und auf mein Essen warte, was sie gerade macht, wo ist das Problem, wenn ich sie anschaue? Irgendwo muss ich ja hinschauen. Und nein, ich habe mich auch noch nicht wirklich daran gewöhnt, dass wenn ich Samstagmorgen in die Küche gehe, fünf Leute vor mir sitzen, von denen ich nur drei nicht kenne, die mich aber alle gleich mit Namen begrüßen. Das geht mir alles ein bisschen zu schnell. Das ist alles so kompliziert.

Damit mache ich dann aber für heute auch erst mal Schluss und nehme mir vor, morgen wieder zu schreiben. Mal schauen, ob ich mich auch an mein Vorhaben halte.

 

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